Archiv für den Monat Januar 2017

Durchmarsch von Rechts

Seit einigen Jahren formieren sich am rechten Rand der Gesellschaft explosionsartig neue rassistische, völkisch-nationalistische und offen nazistische Strömungen, Gruppen und Parteien. Einen erschreckenden Verstärker findet das neue braune Getöse in den sozialen Medien und sein Resonanzraum reicht inzwischen bis weit in die Mitte der Gesellschaft.

Teil des Problems sind institutioneller Rassismus in den Behörden und unkontrollierbare Geheimdienste, die den Mob gewähren lassen: Dafür bietet der NSU-Komplex ein erschütterndes Beispiel. Vor dem neuen, sehr lauten, in der Tendenz aber auch gewalttätigen und terroristischen Phänomen rechter Formierung stehen Linke und bürgerliche Mitte ziemlich verdattert und hilflos.

Jetzt kommt es darauf an, diese Hilflosigkeit zu überwinden, das Geschehen zu analysieren und sich Gegenstrategien einfallen zu lassen. Das ist „unser“ Job.

Redner: Friedrich Burschel

Bonsai Kitten waren mir lieber – Rechte Falschmeldungen in sozialen Netzwerken

Wie mit Gerüchten über Geflüchtete im Netz Stimmung gemacht wird

Seit im Sommer des letzten Jahres die Zahl der Geflüchteten in der Bundesrepublik anstieg, sind vermehrt Gerüchte und auch Falschmeldungen über Asylbewerber*innen und Migrant*innen im Umlauf. Die Hoaxmap hat sich des Phänomens angenommen und stellt gesammelte Gerüchte und ihre Widerlegungen auf einer Karte dar.

Und deren Spannbreite ist groß. Die Themen umfassen angebliche Kriminalität ebenso wie vermeintliche Sozialleistungen. Und auch ihre Form beschränkt sich nicht auf Facebook-Posts und klassische Stammtischgespräche, wie ein Blick auf die gesammelten Daten zeigt.

Im Talk wollen wir außerdem der Frage nachgehen, wer die Akteure sind, die Gerüchte verbreiten oder gar erst in die Welt setzen. An Beispielen werden wir betrachten, welche politische Wirkung Gerüchte entfalten können und womöglich auch sollen.

Die Sprache der Populisten

Wie politische „Gewissheiten“ sprachlich konstruiert werden

Mit dem Erstarken der Rechtspopulisten (nicht nur in Deutschland) werden populistische Positionen immer häufiger hingenommen, obwohl es sich dabei um vermeintliche „Gewissenheiten“ handelt, die bei näherer Betrachtung inakzeptabel sind. Solche Positionen beruhen nicht auf einer nachvollziehbaren Argumentation, sondern auf sprachlich-rhetorischen Tricks, die im Grunde leicht zu durchschauen sind, denen jedoch immer mehr Menschen auf den Leim gehen. […]

Populismus besteht darin, einfache politische „Gewissheiten“ zu vertreten, die leicht Anhänger finden (also populär sind). Statt diese Positionen argumentativ zu untermauern, was oft gar nicht möglich oder zumindest wenig überzeugend ist, wird oft mit Stereotypisierungen und Scheinargumenten gearbeitet. Oft verweisen Populisten auf das „Recht des Stärkeren“ (der Mehrheit) und stellen das als „demokratisch“ dar, obwohl der Minderheitenschutz ein wesentliches Merkmal demokratischer Systeme ist. Gleichzeitig wird eine Minderheit zum Sündenbock gemacht. Eine populistische Forderung wird sprachlich oft auf eine einfache Formel gebracht („Obergrenze“, „Kinder statt Inder“, „Flüchtlingswelle“, „Leistung muss sich wieder lohnen“ usw.), wobei oft mit bestimmten Tricks gearbeitet wird, z.B. mit Unterstellungen (genauer: Präsuppositionen bzw. Implikaturen) und framing (Einordnung in einen größeren, möglicherweise unpassenden Zusammenhang). Sich auf populistische Scheinargumentationen einzulassen, ist gefährlich, weil damit oft unbewusst unhaltbare Positionen, auf denen die Argumentation beruht (z.B. ein bestimmtes framing), hingenommen und nicht mehr hinterfragt werden.

Redner: Martin Haase