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Gnome 3 – Wenn Benutzerschnittstellen-Nazis verrückt spielen…

„Anscheinend wird GNOME von Benutzerschnittstellen-Nazis entwickelt.“

– Linus Torwalds

Das war 2005 und Torwalds kritisierte, dass Gnome-Entwickler aus Usibility-Gründen dem Benutzer sinnvolle Funktionen und Konfigugurationsmöglichkeiten vorenthielten. Er riet den Usern statt Gnome lieber KDE zu nutzen. Ich empfand das damals nicht als nicht so schlimm, muss aber jetzt sagen, er hat recht.
Mittlerweile hat sich viel getan. KDE4 ist erschienen und war in den ersten Versionen leider eher unausgegoren. Es wurde viel geändert, verbessert, teilweise aber eben auch verschlechtert. Neue Features wurden eingebaut, andere zusammengestrichen. Meine persönlichen Entteuschungen waren Amarok(!), Konqueror, die gewöhnungsbefürftig gelösten Desktopverknüpfungen und Kaffeine. Auch schlichen sich viele Bugs ein. Ich beschloss mich wie viele erst einmal zu Gnome zu wechseln. Auch Torvalds nutzte vorübergehend ersteinmal Gnome.
Ich fand Gnome dann sogar gar nicht schlecht. Klar fehlten Einstellungsmöglichkeiten, die ich gerne gehabt hätte. Aber die Programme hatten eine gute Qualität, z.B. Banshee oder Totem. Die Programme sind auch garnicht das Problem von Gnome 3, die sind nähmlich immernoch gut. Zum heulen finde ich viel mehr das grundsätzliche Konzept.

Auch erschienen inzwischen neue Windows-Versionen mit denen sich Microsoft blamierte (Windows Vista!) und Apple gelangten vor allem mit dem iPhone erfolge. Überhaupt wurden Smartphones, Netbooks und Tablet-PCs erfolgreich. Gnome 3 wurde angekündigt und sah zwischdurch sogar recht vielversprechend aus. 2010 kam dann die Nachricht, dass Ubuntu in Zukunft statt Gnome 3 lieber auf seine eigene, eigentlich ursprünglich für Netbooks entwickelte Oberfläche Unity einsetzen möchte. Das hat mich gewundert, nein eigentlich sogar geärgert, weil einerseits Gnome 3 damals noch recht vielversprechend aussah und andererseits Unity auf den Netbooks eher schlecht als recht lief. Mittlerwele bin ich aber fast schon der Meinung, dass sie gar keine andere Wahl hatten.

Vielen gefielen die Bedienungskonzepte des iPhones. Warum ich das schreibe? Weil scheinbar auch den Gnome-Entwicklern diese Bedienkonzept zu Kopf gestiegen ist.

Zunächst einmal: ja Gnome 3 sieht toll aus. Und die Entwickler haben die Oberfläche aufräumt. Sie haben sie immer mehr aufgeräumt. Das Problem ist nur, dass man Funktionen, die man braucht irgendwohin aufräumen muss, bzw. Funktionen, von denen man der Meinung ist, dass man sie nicht braucht wegschmeißen muss. Die Folge ist, dass Gnome 3 aus meiner Sicht ziemlich verschachtelt geworden ist. Außerdem wurden von Version zu Version Konfigurationsmöglichkeiten herausgenommen. Das nahm obskure Formen an. So wurden die Schaltflächen zum minimieren und maximieren entfernt und es ist nicht möglich, zu bestimmen, was pasaiert, wenn bei einem Notebook der Bildschirm heruntergeklappt wird, es versetzt sich in den Ruhezustand, was ziemlich doof ist, wenn man das Notebook z.B. für eine Vorführung am Beamer verwendet werden möchte.

Aber ich möchte hier mal zeigen was mich noch so stört.

Fangen wir mal an.

Das hier ist der Desktop:

Gnome 3 Desktop

Manche werden jetz fragen „Das ist der Desktop? Warum ist denn der leer? Unter KDE hast du doch auch Desktop-Verknüpftungen.“ Ja, so ist das. Unter Gnome 3 gibt es schlicht und einfach keine Desktopverknüpfungen. Das kenne ich sonst nur von IceWM und IceWM ist wie der Name schon andeutet eher ein Window Manager als eine Desktop-Umgebung. Wenn ich schon einen Desktop habe, warum darf ich dann nicht auch Verknüpfungen erstellen? Muss ich mich mich extra durch X Menüs klicken? Durch Menüs klicken zieht sich überhaupt wie ein roter Faden durch meine Benutzung von Gnome 3. Ich hatte ja schon die Andeutung mit dem Aufräumen und der Verschachtelung gemacht.

Kommen wir zum nächsten Schritt – dem Startmenü:

Wie man sieht bedeckt es nun den ganzen Bildschirm. Ganz toll. Immer wenn man ein Programm über Aktivitäten aufrufen möchte, verschwinden alle geöffneten Programme vom Bildschirm und man sieht nur noch das Menü mit all seinen großen Symbolen. Nein. Entschuldigung. Als erstes sieht man erstmal die Fenster, die man geöffnet hat. Und das sieht so aus:

Die Entwickler haben nähmlich die Fensterleiste entfernt. Standardmäßig wechselt man jetzt zwischen Fenstern mit einem Klick auf Aktivitäten. Beziehungweise ich mach das nicht, denn vorher benutze ich lieber Alt-Tab. Und was soll ich sagen? Ich mag eigentlich Alt-Tab, aber hier hasse ich es. Und zwar, weil ich nicht gezwungen werden möchte, es einzusetzen, hier aber quasi gezwungen werde, es einzusetzen. Ich fühl mich wie auf einem Händy, wo kein Platz für mehr ist. Überhaupt: das Handy-Gefühl habe ich öffter, und ich glaube, die Gnome-Entwickler waren zu viel am iPhone. Für kleie Geräte wie Netbooks mag das ok sein, auf großen Bildschirmen rächt sich das aber. Aber ich wollte ja zu den Programmen, und um dahin zu kommen muss ich nun „Aufräumen“ sei dank erstmal auf Anwendungen klicken. Nun ist klicken an sich ja kein Problem, viel schlimmer finde ich jedoch die langen Wege, die man auf großen Bildschirmen zurücklegen muss. Standardmäßig sieht man als erstes alle Programme, nicht in Kategorien einsortiert – sehr unübersichtlich finde ich. Kategorien gibt es zwar auch, aber man erscheint eben als erstes in diesem handy-ähnlichen Auswahlmenü. Links ist ein Dock so ähnlich wie beim Mac OS zu sehen, in dem man seine Favoriten ablegen kann, aber wer denkt, man kann sich dieses Dock auch unabhängig vom Programmmenü anzeigwen lassen, der irrt – Schade.

Habe ich dann ein Pogramm geöffnet fehlen wie bereits erwähnt die Minimierungs- und Maximierungsknöpfe. Und auf der Aktivitätenleiste wird auch immer nur ein Programm angezeigt. Hallo? Schon mal was von Multutasking gehört? Das sind die auffälligsten und zugleich auch für mich nervigsten Merkmale von Gnome 3. Die Programme sind wie gesagt wie aus Gnome 2 gewohnt und deswegen auch immernoch gut. Nur: durch sein neues Bedienkonzept, welches wirklich auffällig anders ist ist mir Gnome 3 viel zu verschachtelt. Die Entwickler haben in ihrem Optimierungswahn sinnvolle Desktop-Funtionen über Bord geworfen und sich damit leider ihren guten Ruf bei mir verspielt. Gnome hat die Fehler, die KDE bei KDE4 gemacht hat bei sich sogar noch schlimmer gemacht. Ein moderner Desktop ist gut aber man sollte meiner Meinung nach auch gut funktionierende Dinge beibehalten und nicht zwanghaft alles ändern. Das kann man jetzt als konservativ empfinden (ich bin garantiert nicht konservativ) oder man macht die Erfahrung, dass man mit Dingen, die man gewohnt ist, und die gut funktionieren, doch besser zurecht kommt. Also mein Desktop ist das nicht.